Unter der Überschrift „Strukturwandel meistern!“ lud der SPD-Ortsverein seine Mitglieder in die AWO ein. Die Vorsitzende Katja Böcking führte zu Beginn der Veranstaltung in das Thema ein. Sie präsentierte die Ausgangslage vor dem Bericht der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“, die sogenannten Kohlekommission, und stellte im Anschluss die Ergebnisse des Berichtes dar.
Ihr besonderes Augenmerk lag dabei auf den beiden Tagebauen Inden und Hambach. Während Inden planmäßig in 2030 schließen wird, könnte es den Tagebau Hambach, der eigentlich eine Genehmigung noch bis 2050 hatte, schon in 2022 infolge der geforderten Abschaltung von bis zu drei Gigawatt treffen. Sie stellte dar, wie viele Arbeitsplätze nicht nur in den Tagebauen entfallen werden, sondern auch wie viele indirekte Stellen im Rheinischen Revier wegfallen werden. „Wir müssen als Rheinisches Revier zusammenarbeiten und mit einer Stimme sprechen. Wir müssen alles daransetzen als Region nicht abgehängt zu werden.“
Mit der Entwicklungsgesellschaft indeland GmbH ist die Region um den Tagebau Inden bereits auf dem Weg, den Strukturwandel für das sogenannte Indeland zu gestalten. Jens Bröker, Geschäftsführer der indeland GmbH, gab den Genossinnen und Genossen einen Einblick in die Möglichkeiten der Stadt Jülich. „Die Großstädte Köln und Düsseldorf haben keinen Platz mehr. Anders sieht es auf dem Land aus. Jülich kann von den Entwicklungen profitieren.“ In seiner Präsentation stellte er dar, welche Städte man innerhalb einer Stunde von Jülich aus mit dem motorisierten Individualverkehr erreichen kann. „Eine Stunde Fahrzeit pro Strecke wird für Pendler immer mehr Normalität.“ Danach kann Jülich ein Gebiet abdecken, welches von Bonn bis ins Ruhrgebiet reicht.
Jens Bröker stellte aber auch heraus, dass Jülichs Potential größer ist als nur Schlafstadt für die Ballungsräume zu sein und es gilt, die Potentiale zu nutzen, um zu wachsen. Denn eins steht fest: Wer nicht wachsen will, wird schrumpfen. In der anschließenden Diskussion beschäftigten die SPD-Mitglieder gerade die Themen Infrastruktur und die Weiterbildung der Beschäftigten, die noch zu jung für den Ruhestand sind. Auch stellte sich die Frage, ob das Rheinische Revier Energieregion bleiben wird.
Max Dichant, Vorsitzender der Kreis-SPD, gab den Anwesenden einen Einblick in die Bemühungen der Kreis-SPD einen Konsens zwischen den Parteien im Kreistag zu finden. „Wir haben uns schon unmittelbar nach dem Bericht der Kohlekommission mit den SPD-Politikern der vom Strukturwandel betroffenen Kommunen im Kreis Düren zusammengesetzt und einen Musterantrag formuliert.“ Es war dieser Antrag mit Ergänzungen und Änderungen, der in den letzten Tagen vom Kreistag gegen die Stimmen der Grünen beschlossen wurde.
Es ist wichtig, dass wir auf Kreisebene an einem Strang ziehen. Daher war es uns ein Anliegen, dass der Antrag mit einer großen Mehrheit, im besten Fall einstimmig, beschlossen würde.
Max Dichant
Ähnliche Anträge liegen bereits auch in den Verwaltungen der Kommunen vor, und gilt auch schon als Blaupause für weitere Anträge in den anderen vom Strukturwandel betroffenen Kreisen.
Nach dem Input, die den Rahmen für den Strukturwandel aufzeigten, ging es um Maßnahmen für Jülich und Umgebung, um den Strukturwandel konkret zu meistern. Katja Böcking lud die Genossinnen und Genossen ein, ohne Denkverbote Jülich in den Bereichen Arbeit, Wohnen, Infrastruktur und Freizeit weiterzudenken. Die einzige Maßgabe war die Definition der von der Kohlekommission ausgegebenen Ziele: „Strukturpolitische Ziele sind lebenswerte, attraktive Regionen mit hoher wirtschaftlicher Dynamik, hochwertigen Arbeitsplätzen und Innovationskraft, die den Menschen vor Ort klare Zukunftsperspektiven bieten.“ In Kleingruppen wurde diskutiert und Ideen entwickelt. Es gilt nun in weiteren Arbeitsschritten diese Ideen auszuarbeiten.
Der Strukturwandel ist kein Spurt. Zusammen und mit einem guten Konzept können wir ihn meistern
Katja Böcking