„Wir können es kaum ermessen, wie sich Ihre Welt verändert hat. Und dennoch haben Sie sich schnell organisiert. Umfangreiche Hilfen auf die Beine gestellt, um Ihre Leute aus der Ferne zu unterstützen, aber auch denen, die hier bei uns Schutz gesucht haben“, dankte Katja Böcking, Vorsitzende der SPD-Jülich, dem Verein Jükrainer für sein soziales und ehrenamtliches Engagement.
Folgerichtig wurde Jukrainer daher mit dem traditionellen Ehrenpreises Jülicher Klippe ausgezeichnet. Dieser Preisträger war in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Böcking führte aus, dass normalerweise viele Vorschläge gesammelt werden. „Dieses Jahr kam nur ein Vorschlag, dieser aber aus vielen Mündern. Daran merkt man, wie wichtig es uns ist, heute den Verein Jükrainer zu ehren.“
Unter den zahlreichen Gästen waren viele Unterstützerinnen und Unterstützer des Vereins. Familien, die geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer aufgenommen haben, Unternehmen, die gespendet haben und die Verwaltungsspitze wie „auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Jülich, die mehr als nur ihren Job gemacht haben und stets über Ihre Dienstzeit hinaus im Einsatz waren“, wie Böcking betonte. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die ukrainische Konzertpianistin Olesia Zaklikivska.
Die Jülicher Klippe wird an Menschen verliehen, die sich um Jülich verdient gemacht haben. Deshalb hob Böcking hervor, dass der Verein allen hilft, „die hier bei uns Schutz suchen und das unabhängig von der Herkunft. Denn hier kommen nicht nur die Menschen aus der Ukraine an, auch die Ortskräfte und ihre Familien aus Afghanistan und die Menschen aus Syrien. Viele waren schon da, bevor der Ukraine-Krieg begann.“ Als Beispiel für dieses Engagement nannte Böcking die Spielgruppe im Kaiserhof: „Hier spielen Kinder unterschiedlichster Nationalitäten zusammen, damit ihre Eltern die Zeit haben, einen Deutsch-Sprachkurs besuchen können.“
Auch Bürgermeister Axel Fuchs (parteilos) dankte dem Verein für sein Engagement und gratulierte dem Preisträger. Er unterstrich, wie wichtig die Verleihung der Jülicher Klippe ist, denn soziales und ehrenamtliches Engagement ist der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält und gerade dieser wird in einer Zeit, die ständig im Krisenmodus ist, dringend benötigt. Er sieht zur Zeit die Gefahr, dass wir aus den Augen verlieren, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer auch für unsere Werte und unsere Freiheit kämpfen.
Laudator des Abends war Marco Maria Emunds. Er nahm die Gäste mit auf eine Zeitreise ins 16. Jahrhundert, als Jülich von einer Übermacht angegriffen wurde und die Bevölkerung Richtung Köln floh. In dieser Zeit entstand die Notklippe, eine Notwährung, die aus dem herzöglichen Silbergeschirr gefertigt worden war. Die Gemeinsamkeit von der Entstehung der Notklippe zum diesjährigen Preisträger der Jülicher Klippe könnte kaum eindringlicher aufgezeigt werden. Emunds beschrieb, wie die Spenden in die Ukraine gelangten und dass es selbstverständlich war, von dort aus Flüchtende mit nach Jülich zu nehmen; darunter war auch eine hochschwangere Frau. Mit Wehenblockern der Malteser ausgestattet trat man die Fahrt nach Jülich an und die Frau konnte hier in Sicherheit ihr Kind zur Welt bringen.
Die Idee für einen ukrainischen Verein gab es wohl schon länger, wusste Emunds zu berichten. Doch um das in die Tat umzusetzen hatte es einen Grund gebraucht. Danach ging alles ganz schnell. Mithilfe der Stadt war man gut organisiert, um die zahlreichen Spenden entgegen zu nehmen und zu verteilen. So gelang es unter der Federführung von Mo Khomassi sogar einen Krankenwagen zu erwerben, der tatsächlich nach Kiew gelangte und so nun für die Versorgung von Menschen jeden Alters zur Verfügung steht.
Emunds schloss seine Laudatio mit einem Vorschlag direkt an den Bürgermeister gerichtet, die zahlreichen neuen Kontakte zu nutzen, um eine Städtepartnerschaft mit einer ukrainischen Stadt zu schließen. Fuchs erwiderte darauf, dass es bereits Bestrebungen gibt. „Jülich sei viel zu klein für seine Größe, deswegen denke man da an eine Städtepartnerschaft mit Kiew“.
Rayisa Fits, Vorsitzende des Vereins Jükrainer, nahm den Ehrenpreis dankend entgegen. Ihre Worte berührten die Anwesenden besonders: „Wir sind tagtäglich von den Bildern erschrocken und zutiefst erschüttert, die sich in unser aller Köpfe und Herzen eingebrannt haben. Die Auswirkungen dieses völkerrechtswidrigen Angriffs treffen uns alle hier in Europa.“
Sie dankte den zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützern und betonte, dass es nicht selbstverständlich ist, dass eine Stadt so offen und hilfsbereit ist. „Viele Menschen der Stadt Jülich haben Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft und Herz gezeigt und das auf vielfältige Weise seit Monaten: sei es mit Geld- und Sachspenden, mit praktischer Hilfe in der Spendenannahmestelle oder von Beginn an mit Wohnraum für geflüchtete Menschen. Die Jülicherinnen und Jülicher rückten spontan in ihren Häusern und Wohnungen zusammen, um Geflüchtete aufzunehmen. Ist das nicht die gelebte Menschlichkeit? Das hat uns sehr bewegt. Vielen Dank dafür!“
So schloss sie ihre Rede, wie die anderen vor ihr, mit dem Wunsch nach Frieden. „Wir schätzen die Freiheit und die Demokratie. Diese gilt es zu verteidigen und zu schützen, in der Ukraine, hier bei uns und überall. Das erfordert von uns allen derzeit zum Teil großen Verzicht, es weckt auch Ängste, alte und neue. Gemeinsam können wir so viel zu einem friedvollen und empathischen Miteinander beitragen. Einen starken Zusammenhalt, wie hier in Jülich, das braucht unsere Gesellschaft, sich gegenseitig zu unterstützen und mitzufühlen.“
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