Im Alter von 87 Jahren ist Jülichs zweiter SPD Bürgermeister Heinz Schmidt verstorben. Zwei Amtszeiten – von 1984 bis 1994 – war er Jülichs Erster Bürger.
In dieser Zeit wurden die maßgeblichen Projekte umgesetzt oder angestoßen, die aus der Nachkriegsstadt das Jülich machten, in dem wir heute leben. Im Fokus stand dabei zunächst die Neugestaltung der Innenstadt, bei der nicht nur die Wurzeln aus der Renaissance herausgearbeitet wurden, sondern auch gegen erhebliche Widerstände die Fußgängerzone und die verkehrsberuhigten Bereiche eingerichtet wurden. Dabei kommentierte manch Mitbürger seiner Zeit schon die ersten Sitzbänke in der Stadt mit: „Von ons setz sich do keener hin. Dat sieht jo us als ob mir nix zo don hödde.“
Später folgte der Bau des Kulturhauses, womit die Stadtbücherei und das Stadtarchiv aus den Kellern der Nachkriegsjahre zusammen mit dem Museum eine neue, zentrale Anlaufstelle fanden. Doch auch in Jülichs Ortsteilen wurde investiert und manch Dorfplatz als Treffpunkt ausgebaut.
Ein großer Schritt in der Auseinandersetzung mit der deutschen – und damit auch der Jülicher Geschichte – war der Empfang im Rathaus für die Überlebenden der Shoah aus Herzogstadt am 17. September 1986, welchen Heinz Schmidt initiierte.
Das letzte große Projekt war die Landesgartenschau, die jedoch erst 1998 – nach dem Ende der „roten Jahre“ eröffnet wurde. Auch hier gab es eine starke Opposition gegen die Pläne, nicht zuletzt wegen der vermeintlich zu hohen Kosten. Bis heute ist der Brückenkopf-Park nicht wegzudenken und zieht zahlreiche Besucher:innen von „außerhalb“ an.
Überhaupt war es nicht nur gelungen Jülich zu modernisieren, sondern dabei durch ein gutes politisches Netzwerk und in enger Zusammenarbeit mit Adi Retz im Landtag gleichzeitig auch Gelder in die Stadt zu holen, so dass die Verschuldung der Stadtkasse deutlich gesenkt werden konnte.
Zusammenarbeit war ohnehin elementar. Hinter dem Arbeiter Heinz Schmidt als Fraktionsvorsitzenden versammelte sich ab den 60er Jahren allmählich die Kombination aus alteingesessenen Jülicher Sozialdemokrat:innen – häufig eben die klassischen Arbeiter:innen – und den zugezogenen, oftmals Akademiker:innen. Erst mit dieser Mischung konnte es der SPD gelingen in Jülich Wahl für Wahl größere Erfolge zu erzielen. 1984 dann war es soweit und Jülich wurde erstmals von einer sozialdemokratisch geführten Koalition regiert, zunächst mit den wenige Jahre zuvor gegründeten Grünen, später der FDP. Wohlgemerkt gegen den Trend, denn in Bonn war die SPD gerade frisch abgewählt.
Jülich zehrt bis heute von den Weichenstellungen aus der Amtszeit von Heinz Schmidt. Mit Blick auf die laufende Entwicklung der Stadt sagte er im familiären Umfeld, dass jede Generation Politik nach den eigenen Interessen und Bedürfnissen mache – nicht als bedauern, sondern als Auftrag formuliert.